Angehörige

Erfahrungsbericht Großmutter

Meine Erfahrung als Sternenkind-Großmutter

Leider musste ich durch die Todgeburt meines Enkelkindes schmerzlich erfahren, dass in unserer Kultur Sterben und Tod und die dazugehörige Trauer, besonders wenn es um Kinder geht, hinter geschlossenen Türen stattfindet. Dass Familien, denen so etwas passiert, sich zurückziehen, isolieren und es alleine schaffen wollen und weder darüber reden noch um Hilfe bitten, kann ich deshalb verstehen.

Alle Freunde, Angehörige und Arbeitskollegen haben mit mir mitgefiebert, als wir auf die Geburt meines Enkels gewartet haben. Doch als die Nachricht kam, dass mein Enkel verstorben ist, war es plötzlich sehr leise und abweisend um mich. Da ich dieses traurige Ereignis nicht geheim halten wollte und darüber geredet habe, machte ich die Erfahrung, dass das Thema oft nicht zur Sprache kommen durfte oder das ich sogar von einigen Menschen in meinem Umfeld gemieden wurde.

Auch meine Tochter hat ähnliche Erfahrungen machen müssen. Als Mutter hat es mir gleich zwei Mal das Herz gebrochen. Zum einen Erleben zu müssen, dass mein Enkel verstorben war, auf den wir uns alle schon sehr gefreut haben, und zum anderen das Leid meiner Tochter mitzuerleben und nichts tun zu können, außer da zu sein.

Seit dieser Zeit bin ich auf der Suche nach Unterstützungsmöglichkeiten und Vernetzung sowie Kontakt mit anderen Betroffenen. Es hat sich auch schon sehr viel Gutes entwickelt - ich habe viele Menschen mit gleichen Erfahrungen kennenlernen dürfen, leider noch keine betroffenen Großeltern, was mich nach wie vor sehr erstaunt.

Geholfen hat mir sehr, mich austauschen zu können mit Betroffenen und Fachleuten, aber auch die Auseinandersetzung mit den Themen Tod und Trauer. Für mich hat sich sehr deutlich gezeigt, dass es ungeheuer wichtig ist, dass in dieser sehr sensiblen und verletzlichen Zeit für die betroffenen Eltern ein Ansprechpartner zur Verfügung steht. Ziel ist es in herausfordernden Lebenssituationen ressourcenorientiert zu unterstützen und durchgängig Begleitung und Unterstützung anzubieten.

Da ich beruflich seit über 20 Jahren mit Menschen mit einer psychischen Erkrankung arbeite, ist mir das Thema psychische Gesundheit ein sehr wichtiges Thema.

Wenn Menschen mit aller Macht versuchen Themen wie Trauer und Tod zu verdrängen, wird sich auch die andere Seite wie Freude und Leichtigkeit aus unserem Leben mehr und mehr verabschieden.

Trauer von Geschwisterkindern

Geschwister sind nach dem Tod eines Bruders oder einer Schwester meist die »doppelten Verlierer«: Sie leiden unter ihrer eigenen Trauer – soweit sie die Situation schon begreifen können – und auch darunter, dass ihre Eltern nicht mehr die sind, die sie vor diesem Schicksalsschlag waren.

Leider meinen manche Erwachsene immer noch, dass es besser sei, Kinder von diesen Erfahrungen fern zu halten. Der Tod eines nahestehenden Menschen ist für Kinder jeden Alters jedoch ein emotional spürbares und auch im Alltag oft folgenschweres Ereignis. Auch wenn Kinder noch jung sind, nehmen sie den Tod und die damit verbunden Veränderungen bei sich selbst, ihren Bezugspersonen sowie die zusätzlichen Belastungen im Alltag sensibel wahr.

Ein wichtiger Schritt der Unterstützung ist schon getan, wenn trauernde Kinder in ihrer Trauer und Lebenssituation wahr- und ernst genommen werden. Dementsprechend können sie ihrer Entwicklung und ihren Bedürfnissen entsprechend begleitet und mit für sie wichtigen Informationen versorgt werden.

Wenn die Geschwisterkinder noch sehr klein sind, können Bilder und Bücher helfen, ihnen begreiflich zu machen, wo das kleine Baby aus Mamas Bauch nun ist. Ältere Kinder haben oft ganz eigene kreative Ideen, wie sie mit ihrer Trauer umgehen können.

Das ehrliche Beantworten der kindlichen Fragen sowie offenes Sprechen innerhalb der Familie sind ganz wichtig. Ebenso sollten selbst junge Geschwister unbedingt beim Abschied und Trauerfeier des Sternenkindes miteinbezogen werden, so kann zum Beispiel der Sarg gemeinsam bemalt werden. Auch weitere gemeinsame Rituale können für alle hilfreich sein.